ETEP - "Entwicklungstherapie/Entwicklungspädagogik"

Das ETEP – Programm wurde im Verlauf der 60er und 70er Jahre von Prof. M. Wood in den USA entwickelt und erprobt.

Der entwicklungspsychologische Ansatz beruht auf verschiedenen tiefenpsychologischen und lerntheoretischen Ansätzen.

In den 90er Jahren von Frau Dr. Bergsson an der Jacob-Muth-Schule in Essen erstmalig systematisch im deutschsprachigen Raum eingesetzt, wird der ETEP – Ansatz seither bundesweit an sehr vielen Schulen aufgegriffen und praktiziert. Dabei hat sich gezeigt, dass das ETEP – Curriculum nicht nur für die  Förderung von Kindern und Jugendlichen mit bereits verfestigten Verhaltensschwierigkeiten geeignet ist, sondern sich aufgrund der Fokussierung auf psychische Wachstumprozesse generell als Grundlage für pädagogisches Arbeiten eignet, sofern die Kinder und Jugendlichen in ihren gesamten Persönlichkeit (kognitiv, psychisch und sozial) gefördert werden sollen.

Die Kolleginnen Und Kollegen an unserer Schule, die nach dem ETEP – Konzept arbeiten orientieren sich dabei zunächst an vier Grundsätzen: 

  • Sie richten den Blick auf Stärken: Indem sie ihre Aufmerksamkeit auf angemessenes Verhalten ausrichten, fördern sie das Selbstvertrauen und die Motivation zur Entwicklung des Kindes,  da sie ihm , mehr und mehr das Gefühl geben, im Einklang mit den Erwartungen der Umwelt zu leben.

  • Sie folgen der Entwicklungslogik: Beim Erlernen des Rechnens z.B. ist es selbstverständlich, dass sich Lernerfolge nur dann einstellen, wenn beim gewisse Voraussetzungen gegeben sind. Deshalb werden den Schüler/innen  Multiplikationsaufgaben erst nach Erlernen der Addition vorgelegt und Bruchrechnungsaufgaben können erst im Anschluss an die Grundrechenarten erfolgreich erlernt werden. Genauso verhält es sich bei der Förderung emotionaler und sozialer Kompetenzen. Solche Förderziele sollen einer typischen Abfolge von Entwicklungsschritten folgen, um Über- oder Unterforderungen zu vermeiden. 

  • Sie vermitteln Freude und Erfolg: Erfolgreiche und angenehme Erfahrungen in der Lerngruppe und mit den Unterrichtsinhalten steigern bei den Kindern Und Jugendlichen die Lernmotivation und die Bereitschaft neue, angemessene Verhaltensweisen auszuprobieren.

  • Sie sorgen für bedeutsame Erfahrungen: Nachhaltiges Lernen wird sich am ehesten dann einstellen, wenn es den Schüler/innen möglich ist, neu erworbene Verhaltensfähigkeiten auch außerhalb der Schule erfolgreich anzuwenden.

Für die Einschätzung des Entwicklungsstandes steht den ETEP – Lehrer/innen unserer Schule der ELDiB, ein wissenschaftlich überprüftes Einschätzungsinstrument zur Verfügung. In 182 Entwicklungsschritten werden dabei die Fähigkeiten beschrieben, die der sozial – emotionalen Entwicklung von der Geburt bis zum 16. Lebensjahr entsprechen. Während der ELDiB – Einschätzung stellen die Pädagog/innen fest, welche psychisch – sozialen Fähigkeiten das Kind schon entwickelt hat, welche darauf folgenden Kompetenzen sodann logischerweise zu Lernzielen werden können und welche Ziele zum gegeben Zeitpunkt überfordernd wären und deshalb noch nicht bearbeitet werden sollten.

Da es Kindern und Jugendlichen mit Verhaltensproblemen an innerer Sicherheit und Struktur mangelt, sind im Unterricht äußere Strukturierungs- und gleichbleibende Orientierungshilfen im Hinblick auf den Klassenraum und das Verhalten der Lehrer/innen wichtige Gestaltungselemente, um den Schüler/innen äußere und innere Sicherheit zu vermitteln. Solche Strukturierungen betreffen Hilfen im Hinblick auf die Unterrichtszeit (Tagespläne, gleiche Unterrichtsabläufe,  etc.), den Unterrichtsraum (feste räumliche Zuweisungen für bestimmte Aktivitäten, wie Lesen / Rechnen, Gesprächskreise, künstlerische Aktivitäten, Materialienablage etc.) und ein vorhersehbares, verlässliches Lehrerverhalten.

Die Interventionen der ETEP – Lehrerinnen und Lehrer im Unterricht orientieren sich weiterhin soweit als möglich an entwicklungspädagogischen Notwendigkeiten. Die Interventionen, also das Verhalten der Lehrer/innen richtet sich nach der jeweiligen Entwicklungsstufe, die die Kinder bzw. die Jugendlichen bereits erreicht haben. Das Verhalten der Lehrkräfte kann demnach sehr unterschiedlich, eben entwicklungsangemessen ausfallen. Häufig angewendet werden Lob, Umlenken / Umgestalten, Siegeln, verbale Interaktion zwischen Erwachsenen, Interpretation, Regeln, psychische Nähe usw.

Die praktische Umsetzung des hier nur verkürzt dargestellten Ansatzes wird z.Z. von 5 ausgebildeten Kolleginnen und Kollegen ungesetzt. Dies kann im Rahmen von ein bis zweimal wöchentlich stattfindenden, quasi therapeutischen Fördergruppen (6 – 8 Schüler/innen) erfolgen oder innerhalb des Klassenunterrichts, wo dann jeweils einige Kindern oder Jugendlichen gemäß den ETEP – Entwicklungszielen gefördert werden.