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DAZ-Förderkonzept der JHWS

DAZ als integrativer Bestandteil des gesamten Unterrichtes – Teil des Schulprogramms

Unsere Schülerschaft

Derzeit besuchen ca. 220 Schülerinnen und Schüler und Schüler multinationaler Herkunft mit einem primären Anspruch auf sonderpädagogische Förderung im Bereich Lernen die Johann-Hinrich-Wichern-Schule. Ungefähr 85 % der Kinder und Jugendlichen, die unsere
Schule besuchen, sind nicht-deutscher Herkunft. Häufig sind Familien mit schwierigen ökonomischen und/oder psychosozialen Bedingungen konfrontiert und in der Bewältigung ihrer Lebensschwierigkeiten sehr gefordert.
Unsere Schülerschaft kennzeichnet die Gemeinsamkeit, dass sie entweder noch gar keine oder negative Erfahrungen im deutschen Regelschulsystem gemacht haben.
Manche von ihnen haben eine lange Erfahrung mit Leistungsversagen, Noten- und Versetzungsangst, Ausgrenzung, Frustration und Verweigerung. Mangelndes Selbstbewusstsein und geringes Selbstwertgefühl sind häufig die Folge.

Zu den Ursachen für das Versagen können vielfältige Risikofaktoren gehören:

Familiäre Konflikte, Entwicklungsverzögerungen, Wahrnehmungsstörungen, Traumatisierung durch Gewalt, Krieg und/oder Flucht, Krankheiten, Arbeitslosigkeit, mangelnde Fürsorge, Überfürsorglichkeit, Suchtprobleme, mangelnde häusliche Strukturen, fehlende Versorgung, Überängstlichkeit, schwierige und äußerst beengte Wohnverhältnisse oder aber ein ungünstiges Wohnumfeld, prekäre Arbeitsverhältnisse und anderes mehr.

Kinder reagieren auf diese Spannungen und Belastungen. Beeinträchtigungen der kognitiven Entwicklung, der sozialen und emotionalen Entwicklung oder der Wahrnehmungsleistungen können sich einstellen und die Lernentwicklung der Kinder erheblich erschweren. So sind viele Schüler und Schülerinnen und Schüler Belastungsfaktoren ausgesetzt, die das Lernen erschweren, blockieren oder verhindern können. Die Johann-Hinrich-Wichern-Schule bietet speziell abgestimmte
Lernbedingungen, damit alle Schülerinnen und Schüler und Schüler ihre Fähigkeiten, ihre Begabungen und ihre Persönlichkeiten im Rahmen ihrer Möglichkeiten optimal entwickeln können.

 
Grundlagen unserer Förderarbeit

Durch die Entwicklung des schulischen Förderkonzepts nach den Grundsätzen des Schulprogramms ist die gemeinsame pädagogische Orientierung des Kollegiums gesichert sowie die Kontinuität von Unterrichts- und Erziehungsprozessen gewährleistet (§ 2 Abs. 3 VOBGM1, § 5 VOGSV2). Hierbei arbeiten wir auf folgender Grundlage: Die Schule ist Lernort für alle Schülerinnen und Schüler und Schüler, gleich welcher Herkunft. Die Förderung der einzelnen Schülerin/des einzelnen Schülers ist Prinzip des gesamten Unterrichts und Aufgabe unserer gesamten schulischen Arbeit. Jedes Kind soll zudem mit anderen Kindern zusammen und auch durch sie gefördert werden. Die Lernumgebung ist so gestaltet, dass alle Schülerinnen und Schüler und Schüler, unabhängig von Geschlecht und Herkunft, gefördert werden können.

Unsere Schule arbeitet eigenverantwortlich an der Entwicklung und Umsetzung unseres schuleigenen Förderkonzeptes auf der Grundlage der gesetzlichen Regelungen, der Kerncurricula und der Bildungsstandards. Hierfür wurden in den Stufen kompetenzorientierte Konzepte erarbeitet, die die Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler und Schüler in den jeweiligen Altersstufen berücksichtigen. Diese Konzepte sind Bestandteil unseres Schulprogramms und finden im schulischen Förderkonzept Berücksichtigung.

Unser Unterricht fördert alle Schülerinnen und Schüler und Schüler im Rahmen ihrer individuellen
Veranlagungen und Potentiale und wirkt präventiv hinsichtlich der Entstehung zusätzlichen Förderbedarfs oder schulischen Versagens. Die Beziehung zwischen den Lehrkräften und den Schülerinnen und Schüler und Schülern ist für eine förderliche Lernumgebung von zentraler Bedeutung. Aus diesem Grund wird an unserer Schule das Klassenlehrerinnen/Klassenlehrerprinzip bevorzugt.

 
Unser Leitbild

Unser Ziel ist es, an den vorhandenen Fähig- und Fertigkeiten unserer Schülerinnen und Schüler anzusetzen und sie in ihrer Lernkompetenz und psychosozialen Entwicklung zu fördern und zu fordern, ihre Persönlichkeit zu stärken, sie in ihrer Entwicklung zu begleiten und sie auf ein selbstbestimmtes Leben vorzubereiten, das sie zur Teilhabe an der Gesellschaft und dem beruflichen Leben befähigt. Eine umfassende Diagnostik und individuelle Förderpläne sind die Grundlage unserer
Arbeit.

Wir sorgen dafür, dass unsere Schülerinnen und Schüler und Schüler:

  • Erfolge erleben
  • Freude und Spaß am Lernen haben
  • ihr Selbstvertrauen steigern
  • auf Gefühle achten
  • Konflikte lösen lernen
  • Mut bekommen Gemeinschaftsgefühle aufbauen
  • Übernahme von Verantwortung trainieren
 
Unsere Arbeitsweise

Um den Lern- und Entwicklungsstörungen im kognitiven, sprachlichen, motorischen und sensorischen Bereich ebenso wie den Schwierigkeiten in der Motivation und auf der emotionalen und sozialen Ebene zu begegnen, arbeiten wir häufig praktisch orientiert, nachfolgenden Prinzipien:

  • Wir praktizieren einen ganzheitlichen Ansatz, bei dem das Klassenlehrerprinzip Vorrang hat.
  • Das Unterrichtsangebot erstreckt sich von der Vermittlung der Kulturtechniken über musische, ethische, sportliche und arbeitstechnische Unterrichtsinhalte.
  • Die Schülerinnen und Schüler und Schüler können in ihrem individuellen Lerntempo lernen.
  • Sie lernen Lernstrategien kennen und werden auf ein selbstständiges Weiterlernen vorbereitet. Um Schülerinnen und Schüler und Schülern ihre Lernfortschritte deutlich zu machen, werden regelmäßige Tests und Feedbackgespräche durchgeführt.
  • Grundsätzlich erfolgt über eine Lernstandserhebung und die individuelle Förderplanung eine Schullaufbahnberatung.
  • Ergänzungen durch Lernangebote, mit denen wir die Schülerinnen und Schüler und Schüler
    gezielt in ihren Interessen anzusprechen versuchen, sind uns wichtig. Dazu gehören: WPU-Angebote, Kochen, Holzwerken, Tonarbeiten, Schulgarten, Imkerei, Schülerkiosk, Schulhausgestaltung, Theater, Schulband, Sport- und Bewegungsangebote sowie die Teilnahme an außerschulischen Veranstaltungen.
 
Die Schülerschaft im Hinblick auf die Sprachkompetenz

Eine geringe Sprach- und Sprechkompetenz ist bei allen unseren Schülerinnen und Schülern wahrzunehmen, gleich ob nichtdeutscher oder deutscher Herkunft. Der aktive und passive Wortschatz der Kinder ist begrenzt und führt zu einem restringierten Sprachvermögen. Bei Schülerinnen und Schülern unserer Schule ist zu beobachten, dass sie in:

  • Einwortsätzen sprechen
  • kurze, grammatikalisch falsche, häufig unvollständige Sätze bilden
  • Verben nicht beugen können
  • Präpositionen nicht oder falsch nutzen
  • kaum Gebrauch von Adjektiven und Adverbien machen
  • kaum Wissen um den richtigen Gebrauch von Personalpronomen haben,
  • sowie Verstärkungen am Ende des Satzes (z. B. „Weißt eh!“, „Alder“, „Weißt du so?“) nutzen.

Deshalb sehen wir als Schule die Sprachförderung in allen Fächern als Voraussetzung für Lernprozesse und soziale Kompetenzen als das oberste Prinzip an.

 
Unterrichtsprinzipien für DAZ und DAF

Grundsätzliche Überlegungen

Der DAZ und DAF-Unterricht wird unter der Prämisse eines „doppelten Förderansatzes“ verfolgt. Das bedeutet, dass zum einen in jeder Unterrichtsstunde DAZ-Prinzipien zugrunde gelegt werden, damit alle Schülerinnen und Schüler ihre Sprachkompetenz erweitern können.
Zum anderen erhalten jene Schülerinnen und Schüler nichtdeutscher Herkunft speziellen DAZ-Unterricht zur Erweiterung des systematischen Sprachgebrauchs.
Der Unterricht wird von Förderschullehrkräften gehalten. Zusammen mit der besonderen Kenntnis der Sonderpädagogik mit Schwerpunkt Lernen bietet die
Wichernschule ihrer Schülerschaft einen hochkompeten Unterricht und individuell geplante Lernarrangements an. Der Unterricht erfolgt zudem in Kleingruppen von 3 bis 5 Kindern, um eine möglichst hohe sprachliche Aktivität zu fördern. Der Schwerpunkt der Förderung liegt in den Klassen
der Grund- und Mittelstufe, da eine frühzeitige Sprachförderung aus lernpsychologischen Gründen sinnvoll erscheint.

Grundsätze der Arbeit in DAZ und DAF

  • Der Spracherwerb wird als interaktiver Prozess gesehen.
  • Die Lehrerinnen und Lehrer achten auf eine angemessene Unterrichtssprache, damit möglichst alle Schülerinnen und Schüler folgen und ihren Sprachschatz erweitern können.
  • Der bewusste Umgang mit Sprache wird in allen Unterrichtsfächern beachtet.
  • Die Verbindung von Sprach- und Sachlernen wird durchgängig berücksichtigt.
  • Der Unterricht wird lebensnah und schülerorientiert gestaltet.
  • Die interkulturelle Erweiterung des Unterrichtes wird weitmöglichst angestrebt, um
    Identifikationsmöglichkeiten zu eröffnen und die Identitätsentwicklung zu fördern.

Die Prinzipien der DAZ-Forschung finden im gesamten Unterrichtsgeschehen Anwendung. Mit diesem doppelten Förderansatz möchten wir allen Schülerinnen und Schülern unserer Schule gleiche Chancen ermöglichen. Wir sehen und nutzen die DAZ-Arbeit als integralen Ansatz im Unterricht.

Methoden für DAZ und DAF – Unterricht

Für den Unterricht hat die Einbindung der DAZ-Prinzipien und Ziele folgende methodische Konsequenzen:

  • Handelnder Unterricht – Verstehen (Anweisungen), Ausführen und Verbalisieren
  • Anschauliche Begriffsklärung – konkret und situationsgebunden (Gegenstände, Bilder, Erlebnisse)
  • Einübung von Satzstrukturen
  • Einübung von Satzmustern
  • Fächerübergreifender Projektunterricht
  • Lesen und Diskussion von Ganzschriften
  • Hinführung zu freiem Schreiben
  • Einsatz vielfältiger Medien (konkrete Gegenstände, Lehrfilme, Computer, Video, CD, Bücher, Arbeitshefte)
  • Innere Leistungsdifferenzierung, altersgemäße Sprachanlässe und passende Sprachinhalte.

 

Organisation des DAZ- und DAF – Unterricht

  • Im klassenbezogenen Unterricht erfolgt eine kontinuierliche Beobachtung des Sprachstandes, die im Förderplan festgehalten wird.
  • Die klassenbezogene Sprachförderung erfolgt fächerübergreifend durch alle beteiligten Lehrpersonen.
  • Absprachen über Förderkonzepte erfolgen in Klassen- und Stufenkonferenzen.
  • Die Förderkonzepte werden regelmäßig evaluiert (Förderplanarbeit).
  • Im speziellen DAZ-Unterricht werden klassenübergreifende Gruppen gebildet.
  • Der DAZ-Unterricht wird durch eine ausgebildete Sprachheilpädagogin gegeben.
  • Die Gruppengröße des DAZ-Förderunterrichtes richtet sich nach dem Bedarf des Förderumfangs, ist aber nie größer als vier.
 
Einbindung der Förderplanarbeit

Nach der Erlasslage von 2006 ist für jede Schülerin und jeden Schüler halbjährlich ein Förderplan zu erstellen. Gemeinsam wurde im Kollegium eine Förderplanvorlage erarbeitet, die allen Kolleginnen und Kollegen zur Verfügung steht.
Der Förderplan ermöglicht so Transparenz hinsichtlich der nächsten zu erarbeiteten Stufe. Unser Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler zusammen mit ihren Eltern an der Verantwortung für ihre Lernfortschritte zu beteiligen.
Seit 2012 ist ein Förderkreislauf mit festen Beratungstagen etabliert, der genügend Zeit für eine intensive Beratung von Eltern und Kindern erlaubt. Wir erhoffen uns, darüber einen Austausch mit allen an der Erziehung beteiligten Personen zu erreichen, und eine intensivere Förderung der Schülerinnen und Schüler anzuregen.